Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung und Energieverbrauch durch Lichtwerbung

Jedes Lebewesen, sei es Mensch, Tier oder Pflanze, verfügt über eine innere Uhr, um sich an Tag- und Nacht- Rhythmen anzupassen. Diese innere Uhr steuert Prozesse, die über den Tag variieren, wie Schlaf, Verhalten, Körpertemperatur, Stoffwechsel und Hormone. Die Grundlage dieser Rhythmik wird durch unsere Gene bestimmt. Es gibt allerdings einen wichtigen äußeren Zeitgeber, um diese körperlichen Prozesse mit der Außenwelt zu synchronisieren – nämlich das Licht[1],[2].

Künstliches Licht am Abend und bei Nacht, verändert den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, führt zum Verlust der Nacht und damit zur Störung der inneren Uhr.

Diese Störung beeinträchtigt sowohl unsere Gesundheit[3] als auch die anderer Lebewesen[4]. Beim Menschen führt die Veränderung der inneren Uhr nicht nur zu eingeschränktem Wohlbefinden und verminderter Leistungsfähigkeit, sondern kann auch geschwächte Immunität, neurologische Probleme, sowie schwerwiegende Stoffwechselerkrankungen und Krebs verursachen [5],[6],[7].

Auch die Tierwelt leidet unter Lichtverschmutzung – also der Verschmutzung des natürlichen, nächtlichen Lichts durch künstliches Licht[8]. Lichtquellen bei Nacht führen zu Anlockung, Desorientierung, Abschreckung oder Erstarrung. Vor allem bei Insekten und Vögeln wirkt sich Lichtverschmutzung negativ auf das Paarungs- und Wanderverhalten, sowie die Nahrungssuche aus und damit auch auf das Überleben der Arten[9],[10].

Sogar Pflanzen reagieren direkt auf künstliche nächtliche Beleuchtung: so werfen Bäume zum Beispiel später ihre Blätter ab und erleiden dementsprechend eher Frostschäden[11]. Es wird außerdem vermutet, dass die Lichtverschmutzung auch zu den Ursachen des weltweit beobachteten Rückgangs von Bestäubern zählt, da sich im Laufe der Evolution viele nächtliche Pflanzen-Bestäuber-Systeme entwickelt haben, die nun gestört sind[12]. Dieser Rückgang verringert die Bestäubung von sowohl Nutz- als auch Wildpflanzen und damit die Bildung von Samen und Früchten. Dies ist nicht nur für unsere Ernährung, sondern auch den Fortbestand von Pflanzenarten entscheidend. Da alle Lebewesen immer in komplexen Beziehungen zu anderen stehen, beeinflusst der Rückgang einer Art immer andere Arten. Das genaue Ausmaß der Auswirkung von Lichtverschmutzung auf ökologische Beziehungsgefüge ist hoch komplex und ist erst kürzlich in den Fokus der Forschung gerückt[13],[14]. Viele negative Folgen sind heute noch nicht absehbar.

Unumstritten ist, dass die steigende Lichtverschmutzung weitreichende Auswirkungen auf das Gleichgeweicht von Ökosystemen hat und eine Gefahr für viele Lebewesen, inklusive den Menschen, darstellt, die im Zuge von Jahrtausenden evolutiver Prozesse an klar abgegrenzte Tag-Nachtrhythmen angepasst sind.

Werbung wird zunehmend in Form von Lichtwerbung eingesetzt, als elektrische Leuchtreklame, Bildschirmwerbung, City Light Poster und Vitrinen aber auch digitale Projektion. All diese Arten der Werbung benötigen offensichtlich Energie. Energie, die an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden könnte.

– Lichtwerbung trägt erheblich zur Lichtverschmutzung bei.

– Durch Lichtwerbung wird unnötig Energie verschwendet und so dem Klimaschutz entgegengewirkt.

– Sich einsetzen gegen Lichtwerbung bedeutet also sich einsetzen für Klimaschutz, Naturschutz und Gesundheit.

 

[1]                      Konopka RJ, Benzer S. Clock Mutants of Drosophila melanogaster. PNAS September 1, 1971; 68(9): 2112-2116.

[2]                      Rosbash M. Molecular control of circadian rhythms. Curr Opin Genet Dev. 1995 Oct;5(5):662-8.

[3]                      Dominioni DM et al. Light at night, clocks and health: from humans to wild organisms. Biol Lett. 2016 Feb; 12(2): 20160015.

[4]                      Ouyang JQ et al. Restless roosts: Light pollution affects behavior, sleep, and physiology in a free-living songbird. Glob Chang Biol. 2017 Nov; 23(11):4987-4994.

[5]                      Wulff K et al. Sleep and circadian rhythm disruption in psychiatric and neurodegenerative disease. Nat. Rev. Neurosci., 2010 Nov; 589–599.

[6]                      Labrecque N et al. Circadian Clocks in the Immune System..J Biol Rhythms. 2015 Aug;30(4):277-90.

[7]                      Savvidis C et al. Circadian rhythm disruption in cancer biology. Mol Med. 2012 Dec 6;18:1249-60.

[8]                      http://www.verlustdernacht.de/startseite.html. Stand: 06.02.19

[9]                      Hölker F. Lichtverschmutzung und die Folgen für Ökosysteme und Biodiversität. In: Held, M., Hölker, F. & Jessel, B. Schutz der Nacht - Lichtverschmutzung, Biodiversität und Nachtlandschaft. BfN-Skripten 2013; 336:73-76.

[10]                    Leibniz-Gemeinschaft e.V. (Hrsg.). Zwischenruf - Verlust der Nacht. 2009; Heft 2/2009. 

[11]                    Hölker F. Lichtverschmutzung und die Folgen für Ökosysteme und Biodiversität. In: Held, M., Hölker, F. & Jessel, B. Schutz  der Nacht -    Lichtverschmutzung, Biodiversität und Nachtlandschaft. BfN-Skripten 2013; 336:73-76.

[12]                    Knop et al. Artificial light at night as a new threat to pollination. Nature. 2017 Aug 10;548(7666):206-209.

[13]                    Longcore T, Rich C. Ecological light pollution. Front. Ecol. Environ. 2004; 2, 191–198.

[14]                    Sanders D, Gaston KJ. How ecological communities respond to artificial light at night. J Exp Zool A Ecol Integr Physiol. 2018 Oct;329(8-9):394-400.